Samstag, 16. November 2013

Tag 25: Start der Kür

GENUA-TOUR 2013


08.09.2013 -- TAG 25
Start der Kür nach Verona


Nachdem ich am 24. Tourtag extra noch den Bahnhof und den Zugang zu diesem erkundet hatte, sollte ich am 25. Tourtag merken, dass man nichts perfekt planen kann und immer mit irgendwelchen Zufällen und kleinen Hürden rechnen muss.

Nach einigem Suchen gefunden: Der Fahrradzugang zum Gleis 2

Ich stand pünktlich an den Gleisen, Zugticket griffbereit, zur Sicherheit nochmals geprüft, ob ich auf der richtigen Seite der Gleise stand, alles schien perfekt. Leichter Nieselregen, doch das war mir - noch - egal. Dann eine Durchsage über die Lautsprecher, leider nur auf Italienisch, sodass ich es nicht verstand und ich mir zunächst noch keine Gedanken machte. Als der Zug bereits zehn Minuten Verspätung hatte, fragte ich dann doch lieber mal nach und sprach eine junge Französin an, die nicht nur Englisch, sondern auch Deutsch sprach. Auch Italienisch schien sie zu beherrschen, denn sie hatte die Durchsage verstanden: Der Zug hatte einige Minuten Verspätung!

Zum Glück hatte ich zeittechnisch großzügig geplant, sodass eine Verspätung nicht weiter schlimm war. Den Anschlusszug am Hauptbahnhof Genuas würde ich selbst bei einer halbstündigen Verspätung noch recht locker bekommen. Nachdem ich kurz mit der Französin über meine Tour geschnackt hatte, kam jedoch erneut eine Durchsage: Der Zug war plötzlich gestrichen und der nächste Zug würde mich nicht mehr pünktlich zum Hauptbahnhof bringen. Jetzt wurde es hektisch!

Mir blieb nichts anderes übrig: Ab in den Regen und mit dem Rad zum Hauptbahnhof hetzen! Aufgrund des starken Verkehrs in Genua wollte ich die unattraktive, scherbenreiche, ca. 10-12 Kilometer lange Strecke zum Hauptbahnhof eigentlich nicht erneut mit dem Rad befahren, aber es musste ja nun sein.

Während ich mich noch fragte, warum ausgerechnet jetzt und ausgerechnet dieser Zug ausfallen musste, knackte es auch bereits das erste Mal unter meinen Reifen - Glasscherben...na toll! Diese durchdrangen aber zum Glück nicht die Schläuche meines Rades, sodass ich den Hauptbahnhof rechtzeitig erreichte und auch noch meinen Anschlusszug nach Piacenza erwischte. Nun konnte die Kür also beginnen!

Im Zug lernte ich noch einen sehr netten Mann aus Belgien kennen, mit dem ich mich auf Englisch unterhielt. Wir wunderten uns beide über den sehr unfreundlichen Schaffner und tauschten uns über die verschiedenen Länder aus, durch die wir bereits gefahren sind. Er erzählte mir noch, dass er jahrelang mit seiner Frau Radreisen unternommen hatte, bis diese vor einigen Jahren verstarb. Leider fuhr er nicht bis Piacenza, sondern verließ den Zug in Tortona, sodass wir uns bald verabschieden mussten. Dennoch war es wieder eine dieser kurzen, netten Begegnungen mit erstaunlich tiefsinnigen Momenten. Ein Mensch, der mir sicher noch in einigen Jahren in guter Erinnerung sein wird.


Park in Piacenza

In Piacenza stieg ich dann aus und begann meine Kür nach Verona. Die ersten Kilometer waren wenig spektakulär; links und rechts der Fahrbahn waren überwiegend Felder und ab und an mal Straßenprostituierte, die auf Kundschaft warteten. Doch bald erreichte ich dann Cremona, eine sehr hübsche Stadt! Hier kehrte ich auf dem Campingplatz, der nahe dem Po (längster Fluss Italiens) gelegen war, ein.


Der Po - mit 652 Kilometern der längste Fluss von Bella Italia

Abends aß ich noch eine leckere italienische Pizza und mich erreichte die Nachricht, dass meine Nichte "unterwegs" war. Sie sollte am nächsten Morgen das Licht der Welt erblicken, was meine Vorfreude auf die Rückkehr nach Deutschland natürlich deutlich steigerte.


CREMONA
CREMONA


Etwas später am Abend sprach mich dann noch ein sehr netter Italiener gehobenen Alters an, nachdem ich ihn freundlich gegrüßt hatte. Er war sehr interessiert an meiner Tour; fragte mich nach der gefahrenen Strecke, der Gesamtkilometerzahl und und und. Anschließend lud er mich noch in seinen Caravan auf ein Glas Wein ein. Als ich diesen betrat, telefonierte der Mann gerade aufgeregt mit seiner Frau und erzählte von mir, was ich an einzelnen Wörtern wie z.B. "cento kilometri al giorno" ("hundert Kilometer am Tag") heraushörte. Danach tauschten wir uns noch über Italien, Deutschland, Politik und das Verhältnis zwischen Malta und Italien aus.

Der nette Italiener und mein Bike