Montag, 30. September 2013

Tag 9: Sonne und die Hoffnung auf beständiges Wetter

GENUA-TOUR 2013


23.08.2013 -- TAG 9
Zunächst Auf & Ab bis Toul, dann Top-Wetter

Auf, ab, auf, ab, auf, ab, usw.
Am 9. Tag brach ich früh am Morgen auf - gerade noch rechtzeitig, um dem Bauern auszuweichen, auf dessen Feld ich genächtigt hatte und der bereits am Arbeiten war. Bisher hatte ich eigentlich nie Probleme mit Landwirten bekommen, wenn ich auf deren Feldern geschlafen habe, da ich stets darauf achte, Felder unversehrt zu lassen und keinen Müll zu hinterlassen, aber dennoch wollte ich in diesem Fall einer Konfrontation aus dem Weg gehen.

Bis Toul war es dann ein einziges Auf & Ab - ähnlich wie vor 3 Jahren in der Normandie. Ich bin kein großer Freund von solcher Streckenbeschaffenheit, bei der man keine wirklichen Berge befährt und dennoch fleißig Höhenmeter sammelt, weil auf einen kurzen Anstieg stets direkt ein kurzes Gefälle folgt, ehe man dann direkt im Anschluss wieder einen Anstieg hochfahren muss - ein ständiges Auf & Ab eben. Mit Anstiegen habe ich generell keine Probleme und es macht auch Spaß, aber es ist zugleich ziemlich unbefriedigend, wenn man sein Rad diverse Anstiege hochbewegt und unter dem Strich dennoch nicht wirklich an Höhe gewinnt, da das folgende Gefälle einem den Höhengewinn gleich wieder nimmt.

Kathedrale Saint-Étienne von Toul
Rückansicht der Kathedrale Saint-Étienne von Toul


















In Toul studierte ich dann meine Karte, um einen Weg zu finden, der möglichst wenig "Auf & Ab"-Abschnitte aufweist. Das gelingt meistens, wenn man sich entlang von Flüssen bewegt. Ich wollte daher versuchen, zunächst der Mosel zu folgen und ich hoffte, später südöstlich von Épinal einen Radweg entlang der Saône zu finden. Da es jedoch (noch) keinen Radweg entlang der Saône gibt, sollte der Plan nicht wirklich aufgehen, aber immerhin konnte ich an diesem Tag und an den Folgetagen auf einigen kleineren Abschnitten dem hügeligen Auf & Ab aus dem Weg gehen, indem ich mich an Strecken in der Nähe von Kanälen hielt. Die Anzahl an Höhenmetern, die ich an den Tagen bis zum Erreichen von Lyon sammeln sollte, konnte sich dennoch sehen lassen, da der Anteil an ganz flachen Abschnitten insgesamt trotz aller Bemühungen überschaubar war.

Pause an der Mosel
Am 9. Tag, den ich abends nach 118,47 Kilometern in Épinal abschloss, begegnete ich noch einem netten Luxemburger, der mich schonmal vorwarnte, dass es schwer werden dürfte, bis Lyon Strecken zu finden, auf denen man dem ständigen Auf & Ab ausweichen kann. Nachdem diese Hoffnung also schonmal zerplatzt war, versuchte ich mich durch die Hoffnung auf beständiges Wetter bei Laune zu halten, denn der 9. Tourtag war sehr sonnig & warm - wettertechnisch war es der schönste Tag der bisherigen Tour! Doch auch diese Hoffnung sollte am folgenden 10. Tourtag schnell zerplatzen, denn die Sonne ließ sich tagelang kaum mehr blicken, stattdessen gab es wieder viel Regen. Das sei schonmal verraten! Alles Weitere zu den folgenden Tagen folgt in Kürze auf diesem Blog...

Tag 9: Klasse Wetter! Zumindest noch ...

Sonntag, 29. September 2013

Tag 8: Auf zur nächsten Grenze !

GENUA-TOUR 2013


22.08.2013 -- TAG 8
"Au revoir" et "Bonjour" - weiter nach Frankreich !


Die letzten Kilometer in Luxemburg
Am 8. Tag sollte ich Luxemburg dann auch bereits wieder verlassen. Ich ließ Wasserbillig sowie Grevenmacher hinter mir, passierte Schengen, das durch das "Schengen-Abkommen" ein Begriff sein dürfte und stand dann bereits vor dem Schild "FRANCE"...



Kurz nach Überschreiten der Grenze verfuhr ich mich direkt. Es lag allerdings nicht an schlechter Beschilderung oder Ähnlichem, sondern es war zu 100% selbstverschuldet, so ehrlich muss ich sein. Kurz vor einem Supermarkt hatte mir ein Schild den richtigen Weg gewiesen, ich hatte das beim Einkaufen leider völlig vergessen und fuhr auf eine Straße, die zwar tendentiell die richtige Richtung einschlug, jedoch bald endete, sodass ich anschließend in einen Weg einbiegen musste, der eigentlich keiner war. Eine Art Schleichweg - ich wusste nicht, wo dieser hinführen würde oder ob dieser vielleicht irgendwo einfach enden würde, doch ich riskierte es. Bald lauerten überall Pfützen auf mich, teilweise musste ich schieben, da Fahren auf dem Untergrund und dem völlig natur-überwucherten Weg nicht möglich war. Nervlich angespannt verbrachte ich ca. 1 Stunde damit, irgendwie einen Weg zurück zu einer Straße zu finden und das gelang mir dann auch. Ich nahm mir anschließend vor, auf den nächsten Kilometern den Schildern peinlich-genau zu folgen.

Das war noch das beste Teilstück des Schleichweges
Und so sahen meine Schuhe danach aus



















Danach sollte es aber besser werden und ich kam noch in den Genuss französischer Gastfreundschaft. In Thionville fragte ich einen Polizisten nach dem Weg zur Tourismus-Info. Die meisten Menschen erklären einem den Weg, er aber begleitete mich bis zur Tourismus-Info. Zu meiner großen Überraschung sprach er sogar Deutsch! Ich fragte mich, ob sich in Frankreich seit meinem letzten Aufenthalt (im Jahr 2010) so viel geändert haben könnte, dass jetzt mehr Leute Fremdsprachen beherrschen.




In den folgenden Tagen wurde mir aber schnell klar, dass sich in der Hinsicht nicht viel getan hat. Ein kleiner Exkurs zum Thema Franzosen & Fremdsprachen: Auf meinen Radtouren habe ich inzwischen einige Wochen in Frankreich verbracht und die Frage, warum die Franzosen nur ihre eigene Sprache sprechen wollen, wird mir immer wieder gestellt. Meiner Erfahrung nach sprechen die meisten Franzosen nach wie vor wenig bis gar kein Englisch. Vielen ist es suspekt, dass sich ein großer Teil der Franzosen Fremdsprachen komplett verweigert. Ich habe es mit der Zeit zu respektieren gelernt - andere Länder, andere Mentalitäten! Die Franzosen sind eben sehr stolz auf ihre Sprache! Es ist aber nicht so, dass man ohne Französisch komplett aufgeschmissen wäre. Wenn man ein paar Basics beherrscht, kommt man schon sehr weit. Das A und O ist eine freundliche Begrüßung ("Bonjour"), dabei ein Lächeln. Danach muss man nur noch irgendwie rüberbringen, was man will ... in meinem Fall waren das meistens Wegbeschreibungen. Wenn man versucht, Französisch zu sprechen, sind die Franzosen unglaublich hilfsbereit. Oft habe ich einen Großteil der Antworten nicht verstanden; die meisten Franzosen sind aber sehr geduldig, erklären den Weg nochmal in anderen Worten, teilweise holen sie sogar ein paar englische Wörter, die sie dann doch kennen, hervor und selbst wenn das nicht der Fall ist, dann erhält man aus der Antwort auf Französisch auch Informationen, die einem weiterhelfen. Oftmals sagen die Gesten des Gegenübers schon genug aus und Wörter, die man nicht kennt, werden umschrieben (Ampel = "rouge, jaune, vert"). Man kommt mit wenig Französisch-Kenntnissen wirklich schon sehr weit. Meistens hat man die Sympathie des Gegenübers bereits gewonnen, wenn man sich  am Anfang des Gesprächs auf Französisch dafür entschuldigt, dass man nicht gut Französisch spricht. Die Franzosen wirken zunächst vielleicht distanziert, weil sie keine Fans von Fremdsprachen sind. Wenn man es auf Französisch versucht, sind die Franzosen unheimlich gastfreundlich und hilfsbereit - ich habe mich in Frankreich jedenfalls sehr wohl gefühlt und ich kehre gerne eines Tages erneut dorthin zurück!




Nach diesem Exkurs zurück zum 8. Tourtag: Nachdem ich die Tourismus Info in Thionville verlassen hatte, machte ich mich auf den Weg nach Metz. Die Großstadt passierte ich jedoch, ohne wirklich hineinzufahren, da ich heute keine Lust auf eine größere Stadt hatte. Als ich an einer Stelle nach dem richtigen Weg fragen musste, da ich ein Straßenschild nicht verstand, erfuhr ich erneut die große Hilfsbereitschaft der Franzosen! Ein Franzose, der auf dem Rad unterwegs war und eigentlich in eine andere Richtung musste, begleitete mich 20 Kilometer, da die Beschilderung auf dem Teilstück seines Erachtens nach nicht so gut war. Da er die 20 Kilometer anschließend wieder zurückfahren musste, machte das für ihn einen Umweg von 40 Kilometern aus. Für ihn schien es eine Selbstverständlichkeit zu sein! Solche hilfsbereiten Menschen trifft man auch nicht überall!

Pont-à-Mousson
Es folgten ein paar Anstiege, bis ich in Pont-à-Mousson eintraf. In der Hoffnung, weitere Anstiege vermeiden zu können, fragte ich mehrmals nach, auf welcher Seite der Mosel ich weiterfahren solle. Als ich einen Angler sah, dessen Auto ein Koblenzer Kennzeichen aufwies, freute ich mich: "Der müsste mir doch weiterhelfen können und dann noch auf Deutsch!", dachte ich. Doch Pustekuchen! Der Mann war entweder völlig verwirrt oder stand unter dem Einfluss irgendwelcher skurriler Drogen. Auf meine Frage, welches der beste Weg nach Toul sei, antwortete er mit einer Gegenfrage: "Mann mit Frau?" Ich wiederholte meine Frage, er wiederholte seine - er wurde schon deutlich aggressiver, sodass ich das Weite suchte.


Der erste Schlafplatz in Frankreich

Abends komplettierte ich nach 142,77 Tageskilometern die ersten 1.000 Kilometer der Tour und ich campierte auf einem Feld irgendwo zwischen Pont-à-Mousson und Toul. Da der Tag recht sonnig war und auch der Wetterbericht für die Nacht vielversprechend klang, schlief ich erneut ohne Zelt. Die Nacht war trocken und nicht besonders kalt - dieses Mal hatte ich richtig spekuliert!

Freitag, 27. September 2013

Tag 7: Goodbye, Deutschland ! Auf nach Luxemburg !

GENUA-TOUR 2013


21.08.2013 -- TAG 7
Schönes Bernkastel-Kues auf dem Weg nach Luxemburg !


Als die Sonne ´rauskam, entspannte ich erstmal an einem See

Der Schlafsack war durch den Tau recht feucht geworden, weswegen ich am 7. Tag der Tour früh aufbrach. Die Nacht war sehr kalt und auch am Morgen musste ich auf den ersten Kilometern noch etwas frieren. Der Radweg war bis Wittlich auf beiden Seiten mit hohen Bäumen versehen, sodass die Sonne nicht durchkam, hinzu kam der Fahrtwind. Als ich Wittlich erreichte, kaufte ich erst einmal 1 Kilogramm Wurzeln (Möhren) und 1 Kilogramm Weintrauben ein, dazu noch ein paar Äpfel. Zwei bis drei zusätzliche Kilogramm spürt man natürlich bei jedem Anstieg, aber mir war es wichtig, einer Erkältung vorzubeugen. Außerdem unterstützen Vitamine den Körper bei der Regeneration - daher nahm ich das zusätzliche Gewicht gerne in Kauf.

Vitaminfrühstück und den Schlafsack in der Sonne trocknen

Bald erreichte ich Bernkastel-Kues - ein Ort, den ich an dieser Stelle wärmstens weiterempfehlen möchte! Bernkastel-Kues läutete für mich die Strecke entlang der Mosel ein. Der Radweg entlang des Flusses ist hervorragend, man kann sich eigentlich so gut wie gar nicht verfahren - höchstens wenn man in eine größere Stadt (z.B. Trier) fährt. Die Gegend hat mir auch sehr gut gefallen - am Streckenrand begleiten einen permanent hohe Weinberge.

Bernkastel-Kues
Bernkastel-Kues an der Mosel



















Kurz hinter Bernkastel-Kues kam ich dann mit einem Mann ins Gespräch, der seit 40 Jahren in der Region wohnt, ursprünglich aber aus Hamburg stammt. Wir unterhielten uns über diverse Themen und fuhren gemeinsam zirka 12 Kilometer, ehe sich unsere Wege trennten.


Ansonsten genoss ich an diesem Tag einfach die schöne Gegend und die flache Strecke. Ich merkte früh, dass ich es am heutigen 7. Tag bereits über die Grenze nach Luxemburg schaffen würde und so war es dann am Abend auch: Nach 115,63 Tageskilometern und insgesamt 863,28 Kilometern überquerte ich die Grenze nach Luxemburg! Mit einem Durchschnitt von mehr als 123 Kilometern pro Tag hatte ich somit die erste Grenze der Tour erreicht.

Luxembourg !!

Donnerstag, 26. September 2013

Tag 6: Unterwegs in der Eifel

GENUA-TOUR 2013


20.08.2013 -- TAG 6
Ahr & Eifel: Tolles Wetter, tolle Strecke

Morgens in Bad Neuenahr

Der Tag begann zunächst locker. Nach einer kurzen, aber netten Unterhaltung mit einem Engländer verließ ich den Campingplatz in Remagen und suchte die Ahr. Als ich den Weg zum Fluss gefunden hatte, fuhr ich den Ahr-Radweg entlang, bis ich Dümpelfeld erreichte. Die Strecke war sehr angenehm zu befahren, die Landschaft toll und das Wetter spielte ebenfalls mit.

Kloster Kalvarienberg

















Ich wusste, dass früher oder später knackige Anstiege auf mich warten würden und immer wieder "horchte" ich daher, ob meine Achillessehne und die anderen Stellen, an denen ich die Belastung der Vortage zu spüren bekommen hatte, mitspielten. Einen gewissen Respekt vor Anstiegen hat man eben auch nach mehreren Jahren immernoch - zumal man nie genau weiß, was einen erwartet - selbst wenn man vorher Höhenprofile der Region betrachtet.

Nicht der einzige Tunnel auf dieser Tour



















Zwischen Dümpelfeld und Adenau galt es, erste kleinere Anstiege zu überwinden - so richtig ging es aber erst ab Adenau los. Ich entdeckte am Wegesrand ein Höhenprofil der Strecke bis Nürburg, sodass ich abschätzen konnte, an welchen Stellen die größten Steigungen auf mich warteten. Die Strecke war nicht ohne, aber ich kam schnell voran und hatte keine größeren Probleme bis Nürburg. Hier befand ich mich auf ca. 650 Metern über dem Meeresspiegel und ich genoss die tolle Aussicht.

Das Gefühl nach längeren Anstiegen ist jedes Mal auf´s Neue einzigartig !

Mit meinem 35 Kilogramm-Fahrrad 650 Meter über dem Meeresspiegel

Die Gegend gefiel mir richtig klasse! Unterwegs konnte ich auch den einen oder anderen Blick auf den Nürburgring erhaschen, auf dem sich einige Motorsportfreunde dem Geschwindigkeitsrausch hingaben. Hier ein ganz kurzes Video:



Anschließend war ich etwas überrascht, dass auch zwischen Nürburg und Daun noch einige Anstiege auf mich warteten. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass es ab Nürburg nur noch bergab gehen würde, doch dem war ganz und gar nicht so. Zwischenzeitlich hatte ich daher wieder mit leichten Schmerzen zu kämpfen, ich kam aber dennoch gut voran und erreichte Daun bereits am Nachmittag; hier suchte ich den Mosel-Maare-Radweg.

Auf dem Weg nach Daun
Pause während eines Anstiegs


















Der Mosel-Maare-Radweg ist eine ehemalige Bahntrasse, die durch die sogenannte Vulkaneifel führt. Die ersten Kilometer ging es erneut bergauf (mit leichter Steigung), anschließend war die Fahrt ein Leichtes: Der Radweg ging bis Bernkastel-Kues bergab - der Lohn für die Anstiege des Tages! Alles, was man hochfährt, fährt man schließlich früher oder später wieder runter. Ich fuhr am 6. Tourtag jedoch nicht mehr bis Bernkastel-Kues, sondern campierte kurz vor Wittlich. Am Abend blickte ich auf mein Tacho und war stolz: 121,18 Tageskilometer trotz einer anstiegreichen Strecke!



Ich vertraute der Wettervorhersage und schlief auf einem Feld ohne Zelt. Dieses Mal war die Prognose richtig: Es regnete nicht! Dennoch wäre das Zeltaufbauen sinnvoll gewesen, denn es sollte eine ziemlich kalte Nacht werden und der Tau machte die Nacht nicht viel angenehmer. Hinterher ist man eben immer schlauer! Der Schlafplatz an sich war aber herrlich - keine viel befahrene Straße und kein Haus in Sichtweite, nur Felder, Bäume und in der Ferne ein paar Rehe.





Hier noch ein Video, das ich während einer Pause aufnahm; nicht sonderlich spektakulär, aber etwas aus der Kategorie "Viele kleine Dinge, die einen während einer Radtour unterhalten":


Mittwoch, 25. September 2013

Tage 4-5: Mit Schmerzen & Regen durch den "Pott" und dann am Rhein zelten

GENUA-TOUR 2013


TAGE 4 & 5
Erst Schmerzen, dann Freude

18.08.2013 -- TAG 4
Mit Schmerzen durch den "Pott"

An diesem Tag sollte die Durchquerung des Ruhrpotts anstehen. Da es in Ballungsgebieten immer schwierig ist, einen möglichst direkten Weg hindurch zu finden, wusste ich ehrlich gesagt nicht, wie viele Kilometer ich für das Stück einplanen musste. Wirklich große Lust hatte ich auf das Gebiet ehrlich gesagt auch nicht, da man in Ballungsgebieten besonders auf Scherben und andere Dinge, die einem die Fahrt erschweren können, achten muss. Auch der Verkehr und die vielen Ampeln nehmen mir persönlich oft den Fahrspaß in größeren Städten.

Doch morgens hatte ich zunächst ganz andere Probleme: Damit meine ich nicht den bereits 2. Zeckenbiss der diesjährigen Tour, sondern: Die Achillessehne meldete sich! Ich bin mir nicht sicher, ob sich die ersten beiden Nächte, in denen ich nur wenig regenerieren konnte, mit einer kleinen Verzögerung bemerkbar machten, ob es an meinen Schuhen oder an der hohen Belastung lag. Vielleicht spielte es auch eine Rolle, dass heute Sonntag war und ich somit besonders viel Proviant (Gewicht) dabei hatte, da die Supermärkte geschlossen hatten. Vermutlich war es die Summe aus alledem. Fakt war: Die Achillessehne schmerzte! Eine Art Déjà-vu, denn bereits im Vorjahr hatte ich Probleme - damals nach einer nahezu schlaflosen Nacht und sehr hoher Belastung.

Schlechte Laune & Frust während einer Pause am Morgen

Ich wollte auf keinen Fall wie im Vorjahr deswegen die Tour abbrechen müssen und so machte ich anfangs viele Pausen. Ich nahm mir vor, spätestens in Köln oder Trier einen Arzt aufzusuchen, sollten die Schmerzen bis dort nicht nachlassen (sollte zum Glück nicht nötig sein). Zudem fuhr ich vormittags ca. 20-30 Kilometer ohne Schuhe, da mir mein Gibraltar-Tour-Kollege Przemek vor der Tour dazu geraten hatte. Besten Dank an dieser Stelle für den Tipp! Ich weiß nicht, ob es wirklich effektiv war, da ich zuvor eigentlich nicht den Eindruck hatte, dass die Schuhe drückten oder mich irgendwie beeinträchtigten. Vielleicht handelte es sich somit auch nur um eine Art Placebo-Effekt, aber mir kam es tatsächlich so vor, als ließen die Schmerzen allmählich nach. Morgens hatte ich noch eine Schmerztablette eingenommen - vielleicht war es auch die Wirkung der Tablette, die nach einiger Zeit erst einsetzte. Ich war jedenfalls erleichtert, als ich merkte, dass die Schmerzen nach und nach verschwanden.

Wenn die Regenjacke während einer Sommertour zum Standard wird ...
Was jedoch blieb, war der Regen! Ich fragte mich immer wieder, ob es wirklich Sommer sein konnte. Ich weiß gar nicht, wie viele Regenschauer ich innerhalb der ersten vier Tage über mich ergehen lassen musste. Im Gegensatz zu den Vortagen, an denen es immerhin hier und da mal sonnige Phasen gab, regnete es am 4. Tag eigentlich ununterbrochen und stark. Das Ausweichen vor den vielen, vielen Scherben im Ruhrgebiet wurde somit auch erschwert - glücklicherweise fuhr ich im "Pott" dennoch nur ein Mal über Scherben und die Reifen hielten dabei stand!

Düsseldorf am späten Abend ...
Bald war ich durch Bottrop, Oberhausen und Mülheim an der Ruhr durch und ich suchte anschließend nach einem Schlafplatz. Dies gestaltete sich gar nicht mal so leicht und so fuhr ich entgegen dem gesetzten Plan noch abends bis Düsseldorf weiter. Da das Wildzelten in Großstädten immer schwierig ist, setzte ich bald auf das andere Rheinufer über, erreichte Neuss und überlegte dann, ob ich hier wohl direkt am Rhein nächtigen könnte. Ich hatte meine Zweifel, dass es unbedenklich sein würde, da das Gebiet um Düsseldorf und Neuss herum sehr dicht besiedelt zu sein schien, doch mir half dann ein Gespräch mit zwei netten Rheinländern, die der Meinung waren, dass es am Rhein zumindest sicherer als andernorts in dieser Region sei. Sie sagten mir noch, dass sie selbst auch schon in der Nähe von Neuss direkt am Rhein gezeltet hätten und somit baute ich mein Zelt in der Nähe des Neusser Sporthafens auf. Ich blieb ungestört und am nächsten Morgen genoss ich bei Sonnenschein die perfekte Aussicht auf den Rhein.


19.08.2013 -- TAG 5
Den Rhein entlang - Köln, Bonn & Remagen

Der 5. Tag der Tour ist relativ schnell erzählt. Bis zum Abend hatte ich tolles Wetter: Überwiegend Sonne, etwas Wind. Erst gegen Abend setzte wieder Regen ein, als ich gerade mit dem Aufbau meines Zeltes beschäftigt war. Die Strecke war flach, da ich bis Remagen immer entlang des Rheins fuhr, die Gegend war klasse! Vor allem Köln und das Teilstück zwischen Bonn und Remagen gefielen mir außerordentlich gut. 






Am Rheinufer in Köln ...













Eines der bekannten Kranhäuser in Köln ...







Da ich am Vortag Schmerzen an der Achillessehne hatte und da sich der Körper auch an anderen Stellen bereits leicht bemerkbar machte, beschloss ich, an diesem Tag "nur" knapp über 100 Kilometer zurückzulegen und somit nach dem Erreichen von Remagen nicht weiterzufahren (100,13 Kilometer waren es am Ende des Tages). Immerhin sollte am Folgetag die Eifel mit einigen knackigen Anstiegen auf mich warten und das fährt sich mit Schmerzen nicht besonders gut. Daher beendete ich das Fahren am 5. Tag vergleichsweise früh und fand mich dann auf dem Campingplatz in Remagen ein. Eine Dusche hatte ich dringend nötig.

Am Rhein


















Die Apollinariskirche von Remagen
Kurz vor Remagen


Gegen Abend zogen mal wieder die gewohnten Regenwolken auf ...

Remagen hat vor allem durch den Zweiten Weltkrieg Bekanntheit erlangt. Die Ludendorff-Brücke ("Brücke von Remagen") bildete den ersten alliierten Übergang über den Rhein und stürzte in den letzten Monaten des Krieges ein. Auf dem Campingplatz begegnete ich daher vielen Niederländern und Engländern, da die Stadt seither von vielen Touristen heimgesucht wird.

Montag, 23. September 2013

Tag 3: Von Frustration zu Euphorie

GENUA-TOUR 2013


17.08.2013 -- TAG 3
Alles wird gut !




Es ist immer schwierig, sich nach ernüchternden Erlebnissen wie solch einer katastrophalen Nacht, in der alles gegen einen zu sein scheint, zu motivieren. Man sieht morgens dann für gewöhnlich erst einmal komplett schwarz: In Gedanken schimpfte ich über den Wetterbericht, über mein Pech, dann über meine Entscheidung, das Zelt nicht aufzubauen und dies auch nicht zu tun, als es zu tröpfeln begann, da ich davon ausgegangen war, dass es kein großer Schauer werden könnte. Ich überlegte, wie sehr sich die Nacht auf die Regeneration meiner Muskeln ausgewirkt haben könnte, wie sehr sich das Risiko von Zerrungen oder anderen Beschwerden erhöht haben könnte, ob ich eine Erkältung kriegen würde und nach all diesen Gedankengängen war ich natürlich dann sehr pessimistisch und ich sagte mir: "Abbrechen kann keine Option sein! Zur Not fährst du heute halt nur 20 Kilometer und schläfst dich dann irgendwo richtig schön aus!"

Ich kann gleich verraten: Bei 20 Kilometern blieb es natürlich nicht! Als ich mich morgens um 5 Uhr auf mein Rad gesetzt hatte, hatte ich vor allem mit Müdigkeit und schweren Beinen zu kämpfen. Bevor ich den gerade mal 10 Kilometer entfernten Ort Bersenbrück erreichte, hatte ich bereits zwei Pausen gemacht. Wenig Schlaf, der Regen und die Kälte der Nacht, das alles hatte Kraft gekostet. Auch der Gedanke an den völlig durchnässten Schlafsack, kostete mental Kraft; denn ich hatte keine Ahnung, wie ich den bis zum Abend wieder trocken bekommen sollte. Immerhin: Kurz nachdem ich losgefahren war, ließ der Regen etwas nach. Meine erste Pause verbrachte ich auf einer kleinen Bank. Ich hatte gehofft, bald eine Bushaltestelle zu finden, um Schutz vor dem Regen zu haben, doch eine Glückssträhne hatte ich ja offensichtlich nicht. Ich legte mich also auf die Bank, der Regen tröpfelte in mein Gesicht und dennoch wäre ich fast eingeschlafen, so müde war ich. Was die vorbeifahrenden Autofahrer dachten, wenn sie mich sahen, war mir schon längst egal.

Bald fuhr ich dann aber weiter, da ich hoffte, in Bersenbrück einen Supermarkt zu finden. Diesen fand ich auch bald, in dem Ort gab es gleich mehrere Discounter. Beim Einkaufen bemerkte ich dann schnell, wie unangenehm ich roch - aber das ist bei einer Radtour, auf der man wildzeltet, nunmals dabei, da die Natur nicht auf jedem Feld eine Dusche errichtet hat. Ich empfinde das auf Radtouren auch nicht als unangenehm, da es immer wieder interessant ist, wie sich andere Menschen in solchen Situationen verhalten. Einigen Leuten merkt man an, dass sie sich dadurch etwas belästigt fühlen, andere ignorieren einen, wieder andere schauen herablassend oder halten Abstand an der Kasse. Doch spätestens wenn einen genau diese Menschen vor dem Supermarkt dann nach dem Einkauf mit dem voll bepackten Fahrrad sehen, wird man wieder wie ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft behandelt. Einigen steht das Wort "Achso!" förmlich ins Gesicht geschrieben. Manch einer, der mich im Supermarkt noch für einen Obdachlosen hielt und daher bloß nicht mit mir in Verbindung gebracht werden wollte, ist dann plötzlich sehr interessiert an mir, spricht mich vor dem Supermarkt sogar an und möchte alles Mögliche über meine Tour erfahren. Das zeigt eigentlich ein ziemliches Problem unserer Gesellschaft auf, die offensichtlich nach wie vor von Oberflächlichkeiten geprägt ist, aber für Gesellschaftskritik ist dieser Blog nicht die richtige Plattform, weswegen ich das an dieser Stelle abkürzen werde.

Noch immer in Bersenbrück genehmigte ich mir dann in einer Bushaltestelle (es regnete schon wieder) erst einmal ein paar Brötchen und einen Kaffee. Letzterer ließ mich die Müdigkeit zwar nicht vergessen, aber für das eigene Gemüt war diese Pause Gold wert. Beim Lockern der Beine merkte ich, dass ich gar nicht mal so kaputt war, wie ich morgens um 5 Uhr befürchtet hatte und schon bald saß ich wieder auf dem Sattel. Kilometer für Kilometer besserten sich Laune & Optimismus.


Es ist schon eine wertvolle Erfahrung, wenn man im Laufe eines Tages spürt, was der eigene Körper so alles kompensieren kann und zu welchen Leistungen er imstande ist. Daraus erwuchs bei mir dann im Laufe des Tages eine echte Euphoriestimmung, als ich bemerkte, dass ich auch an diesem Tag ohne Probleme mehr als 100 Kilometer zurücklegen würde. Zeitweise schüttelte ich unglaubwürdig den Kopf, wenn ich auf den Tacho schaute und bekam anschließend das Lächeln nur schwer aus dem Gesicht. Hätte mir in der Nacht oder am Morgen jemand gesagt, dass ich heute eine dreistellige Kilometerzahl "raushauen" würde, denjenigen hätte ich für verrückt erklärt. Auch kleinere Anstiege dämpften die Stimmung nicht und so erreichte ich schon bald Nordrhein-Westfalen, Rheine und fast sogar noch Coesfeld. Besonders Rheine hatte mir ausgesprochen gut gefallen! Der Ort liegt übrigens trotz des Stadtnamens nicht am Rhein, sondern an der Ems!




Kurz vor Rheine wurde auch das Wetter besser. So nutzte ich kurz hinter Rheine die Gelegenheit und holte während einer Pause meinen Schlafsack aus meiner Radtasche, um diesen in der Sonne trocknen zu lassen. Ich schien dadurch auch das Interesse einiger vorbeifahrender Menschen zu wecken. Gleich mehrfach wurde ich angesprochen. Ein Mann konnte kaum glauben, dass ich am dritten Tag bereits so weit gekommen war. Ein älteres Ehepaar lud mich dann sogar noch zu Kaffee & Kuchen ein. Das Angebot nahm ich an, als die Frau betonte, dass sie sich wirklich sehr freuen würde. Nach kurzer Zeit gesellten sich auch der Sohn und die Enkeltochter hinzu und wir unterhielten uns zirka eine Stunde lang; dann brach ich auf und die netten Leute gaben mir noch eine Wegbeschreibung und eine Zeitung mit auf den Weg.

Schlafsack über´s Rad und hoffen, dass er trocken wird !
Während der Weiterfahrt schaute ich auf die Uhr und überlegte, wie wohl die Bundesligaergebnisse lauten würden. Doch ich war in Nordrhein-Westfalen und hier dauert es nicht lange, bis man von fussballverrückten Leuten etwas erfährt. 15 Minuten nach Abpfiff hatte ein vorbeifahrender Radfahrer mein Japan-Trikot aus der Ferne für ein Schalke-Shirt gehalten und rief in einem kaum nachzuahmendem rheinischen Dialekt: "Wolld graad schon saagen: "Kumma Schaalke!" Die hamm jerad 0:4 verlor´n!" Schalke-Wolfsburg also 0:4 - das erste Ergebnis wusste ich somit schonmal.

Wenig später lud mich noch ein Mann auf ein Bier ein, der natürlich alle weiteren Ergebnisse parat hatte. Dass der HSV zu Hause 1:5 gegen Hoffenheim untergegangen war, hatte ich bereits per SMS erfahren. Doch von ihm erfuhr ich dann auch die restlichen Ergebnisse des Spieltags. Ich kann bestätigen: Nordrhein-Westfalen ist fussballverrückt!

Eintopf essen und kurz darauf wurde ich auf ein Bier eingeladen
Am Abend sprach ich dann kurz vor Coesfeld einen Bauern an, da ich nach einem Schlafplatz suchte. Er war sehr freundlich - wie eigentlich alle Menschen, die ich in dieser Region getroffen habe. Ich durfte mein Zelt dann hinter seiner Scheune aufschlagen, blickte auf einen tollen Tag zurück und konnte mich mal richtig ausschlafen! Der Tag war vermutlich der Lohn für´s Weitermachen, nachdem ich am Morgen ziemlich erschöpft und frustriert war. Ich war sehr netten Menschen begegnet, wurde zu Kaffee & Kuchen und später noch einem Bier eingeladen und auch der Schlafsack war am Abend wieder trocken. Es ging mir vorerst wieder gut! Zumindest vorerst...der nächste Bericht folgt in Kürze!

Nachts regnete es zwar wieder, aber diesmal war ich ja im Zelt... :-)

Samstag, 21. September 2013

Tage 1-2: Pech mit dem Wetter und viele Kilometer

GENUA-TOUR 2013


TAGE 1 & 2
Viele Kilometer und missglückter Einstand
in puncto Wildzelten

Wenn ich jetzt an den Tourstart und an die ersten Tage zurückdenke, kommt es mir fast so vor, als würde ich über einen anderen Menschen schreiben. Das mag übertrieben klingen; aber es ist tatsächlich so, dass man sich im Laufe einer mehrwöchigen Tour (größtenteils unbewusst) verändert. Auch wenn es nicht meine erste Radreise war, so brauchte ich auch dieses Mal wieder 2-3 Tage, bis das gewohnte Tour-Feeling aufkam, da es immer etwas Zeit braucht, bis viele Dinge, die eine Tour ausmachen und die einen Unterschied zum "normalen Leben" darstellen, zu Selbstverständlichkeiten werden.

15.08.2013 -- TAG 1
Am ersten Tag bis kurz vor Bremen und der Schuss des Jägers

Gestartet bin ich wie auf jeder meiner bisherigen mehrwöchigen Radtouren in Kaltenkirchen:


Wie bereits auf der Tour nach Gibraltar ging es über Alveslohe, Barmstedt und Elmshorn weiter nach Glückstadt. Dort nahm ich eine Fähre, um die Elbe zu überqueren und ich erreichte Niedersachsen somit in Wischhafen.

Der erste Tag verlief eher unspektakulär, man muss sich erst einmal in die Tour hineinfühlen. In Wischhafen wich ich dann erstmals von der Gibraltar-Route aus dem Jahr 2010 ab. Ich legte mir die Route aber so, dass sie mich (wie schon 2010) wieder durch Bremervörde führte, da mir der Ort (aus welchem Grund auch immer) in positiver Erinnerung geblieben war. Hier genehmigte ich mir nach bereits über 100 Kilometern erst einmal eine Müllermilch an genau derselben Stelle, an der mein Gibraltar-Tourkollege Przemek und ich auf der damaligen Tour ebenfalls mit Müllermilch anstießen. Schon eigenartig, was für kleine und vielleicht unbedeutende Dinge einem so in Erinnerung bleiben...


Anschließend sollten sich die Routen der Gibraltar-Tour und der diesjährigen Tour kein weiteres Mal kreuzen. Dieses Mal ging es weiter in Richtung Süden nach Ottersberg. Es setzte mehrfach Regen ein, der mich zu kleineren Pausen zwang. Dennoch hätte ich am ersten Tag bereits Bremen erreichen können. Hierauf verzichtete ich jedoch, da ich gegen Abend nicht in eine größere Stadt hineinfahren wollte und da ich als HSV-Fan ohnehin nicht sonderlich scharf auf einen Besuch dieser Stadt war. Ich entschied somit, mir im ländlichen Raum vor Bremen einen Schlafplatz zu suchen und Bremen dann am nächsten Tag südöstlich zu umgehen.

Die Schlafplatz-Suche sollte jedoch noch zum Problem werden. Ein geeignetes Feld, abseits größerer Straßen gelegen, war schnell gefunden, auch das Zelt stand nach wenigen Minuten. Doch gerade als ich meine Taschen vom Fahrrad gelöst hatte, fiel in unmittelbarer Nähe ein Schuss! Ich befand mich also in einem Jagdgebiet, den Jäger konnte ich allerdings nirgends entdecken. Ich hatte somit zwei Optionen: Am Ort festhalten und hoffen, dass ich nicht durch irgendwelche Querschläger zu einer Zahl in einer Jagdunfall-Statistik würde oder aber das Zelt zusammenpacken und einen neuen Platz suchen.

Da stand das Zelt bereits...zu früh gefreut!

Ich entschied mich für die zweite Option! Es war schon etwas nervig, das Zelt wieder zusammenpacken zu müssen, aber es erschien mir doch deutlich sicherer. Wenige Kilometer später fand ich ein anderes Feld. Ich hatte allerdings keine Lust, das Zelt erneut aufzuschlagen, suchte mir einen Platz unter einem Baum, der ein dichtes Blätterdach zu haben schien und so ging ich das Risiko ein, trotz hoher Regenwahrscheinlichkeit unter freiem Himmel zu schlafen. 

Nicht der beste Schlafplatz, aber immerhin fiel hier kein Schuss
Es tröpfelte in der Nacht zwar etwas und es war sicherlich nicht die wärmste und angenehmste Nacht, aber ich hatte noch verhältnismäßig Glück. Glück, das ich in der folgenden Nacht nicht mehr haben würde, doch das ahnte ich noch nicht...

16.08.2013 -- TAG 2
Wenn einen nachts der Regen weckt...

Ich brach früh am Morgen auf und kam auch schnell los, da ich kein Zelt mehr zusammenpacken musste. Die Beine waren aufgrund der vielen Kilometer des Vortages noch müde, es war auch noch recht frisch, aber dafür kam ich in den Genuss eines herrlichen Sonnenaufgangs.


Bald überquerte ich auch schon die Weser, die ersten sehr netten Menschen begegneten mir, erklärten mir den Weg, wenn die eine oder andere Stelle mal unklar war und das Wetter spielte tagsüber auch sehr gut mit.


Auch am zweiten Tag legte ich deutlich mehr als 100 Kilometer zurück, was auch dazu führte, dass ich erste kleinere Beschwerden im Bereich der Achillessehne verspürte. Daher beschloss ich, früher als geplant einen Schlafplatz zu suchen. Diesen fand ich dann gegen 19.30 Uhr und so hatte ich genügend Zeit, um mich telefonisch über das Wetter zu informieren. Geringe Regenwahrscheinlichkeit, zudem hatte es den ganzen Tag über nicht geregnet, also stand schnell fest: Ich versuche es wieder ohne Zelt! Ich hatte mir vorgenommen, das Zelt an den ersten Tagen nur aufzuschlagen, wenn es notwendig sein würde, da mein Zelt, das bisher alle Touren mitgemacht hat, inzwischen nicht mehr im besten Zustand ist.

Isomatte, Schlafsack, alles war gut ... und dann kam der Regen

Der Plan sollte sich rächen! Ehe ich es mir "auf dem Feld bequem machte", wartete ich noch ab, bis es dunkel wurde und ich schlief dann gegen 22.30 Uhr ein. Ich schlief tief und fest, bis ich gegen 2.30 Uhr dann von ersten Tropfen geweckt wurde. Diese nahm ich aufgrund der Wettervorhersage noch nicht sonderlich ernst und ich versuchte weiterzuschlafen. 

Spätestens um 3 Uhr war an Schlaf nicht mehr zu denken, der Regen wurde stärker. Unter ein paar nahegelegenen Bäumen suchte ich Schutz - in der Hoffnung, dass der Regen, der laut Wetterprognose nicht hätte existieren dürfen, bald aufhören würde. Tat er jedoch nicht! Er wurde sogar stärker, sodass auch die Blätter der Bäume bald keinen Schutz mehr boten. Ich legte den Schlafsack über meinen Kopf, damit ich selbst zumindest einigermaßen trocken blieb und ich verbrachte zwei Stunden in der Hocke, da der Boden zu nass war, als dass ich mich hätte hinlegen können. Um 5 Uhr hatte ich eingesehen, dass es keinen Zweck hatte, auf ein Ende des Regens und auf weiteren Schlaf zu hoffen und so setzte ich mich auf mein Rad, um schonmal in die Nähe eines Supermarktes zu fahren. Ich brauchte Essen für´s Gemüt und einen Kaffee, um irgendwie klarzukommen. Hohe sportliche Belastung und dann zwei Nächte, in denen ich wenig regenerieren konnte...die ersten zwei Tage der Tour liefen wirklich nicht optimal...

Doch so viel sei bereits verraten: Der 3. Tag wurde besser und auch der klitschnasse Schlafsack sollte am 3. Tag der Tour noch etwas Gutes haben! Die Berichte der Folgetage folgen in Kürze...!