Mittwoch, 3. Oktober 2012

Tag 6 - Rüber nach Schweden und zurück nach Deutschland

Auf nach Schweden !

 Den 6. Tag ließ ich dann ruhig angehen: "Mit der Fähre rüber nach Helsingborg und dann dort einen Ruhetag einschieben" lautete der Plan. Doch in Helsingborg machte ich mir später meine Gedanken und fasste den Entschluss, so schnell wie möglich zurück nach Deutschland zu reisen. Die Schmerzen waren zu groß, als dass ich mir hätte vorstellen können, dass die Schwellung nach 1-2 Tagen wieder weg sein könnte.

Mittlerweile weiß ich, dass diese Entscheidung richtig war, denn in Deutschland dauerte es ganze 2 Wochen, bis ich überhaupt wieder schmerzfrei laufen konnte. Doch was für ein "Theater" die Rückreise noch werden würde, ahnte ich am Morgen des 6. Tages noch nicht.


Ein letzter Blick auf das Schloss von Helsingør

Zunächst entspannte ich noch etwas in Helsingør, um gegen Mittag mit der Fähre nach Helsingborg überzusetzen. Helsingør und Helsingborg trennen gerade einmal fünf Kilometer, jedoch kann man diese Strecke leider dennoch nicht mit dem Rad bewältigen, da es zwischen Dänemark und Schweden keine für Radfahrer freigegebene Brücke gibt.


Helsingborg


Ich hatte gehört, dass es in Helsingborg eine Fähre geben soll, die mich nach Travemünde bringen würde. Als ich vor Ort nachfragte, sagten mir jedoch ausnahmslos alle Leute, dass es solch eine Fähre nicht gäbe. Ich müsse es in Malmö probieren, hieß es immer wieder.

Eigentlich wollte ich mit dem Rad keinen Kilometer mehr fahren, da die Schmerzen einfach zu groß waren. Jedoch soll die Radmitnahme in schwedischen Bahnen sehr problematisch sein und so musste ich die Strecke notgedrungen angehen.


Schweden


Der Wind war an diesem Tag sehr extrem, glücklicherweise hatte ich aber eine ganze Weile Rückenwind. Ging es jedoch mal gegen den Wind, war es ein ganz schöner Kraftakt! Landschaftlich gefiel mir Schweden sehr gut und ich fasste schnell den Entschluss, Schweden auf jeden Fall irgendwann nochmal ausgiebiger zu bereisen.




Ich kam gut voran und ich fuhr ca. 15 Kilometer mit einem schwedischen Ehepaar zusammen, die ich an einer kniffeligen Stelle nach dem richtigen Weg gefragt hatte. Das hatte gleich zwei Vorteile: Sie zeigten mir den besten und kürzesten Weg nach Malmö und zugleich lenkte mich das Gespräch während der Fahrt von meinen Schmerzen ab. Die Beiden erzählten mir, dass sie demnächst eine Fähre nach Rostock nehmen würden, um von dort eine Radreise zu starten. Was sie jedoch auch erzählten und was ich nach den ganzen Aussagen in Helsingborg nicht ganz glauben konnte: In Malmö sollte es ebenfalls keine Fähre nach Deutschland geben!




Leider hatten sich die Beiden nicht geirrt! In Malmö konnte mir niemand sagen, wo im Hafen eine Fähre nach Deutschland abfahren würde. Es war bereits Abend, als ich Malmö erreichte und meine Nerven lagen blank! Nachdem ich realisiert hatte, dass hier tatsächlich keine Fähre abfahren würde, musste ich mich durch Menschenmassen drängeln, da in Malmö gerade ein Stadtfest stattfand. Ich suchte den Bahnhof, doch auch von dort konnte ich nicht nach Deutschland zurückfahren. Das Dilemma mit der Fahrradtmitnahme in Bahnen kannte ich ohnehin schon zur Genüge und so hatte ich mir eh keine großen Hoffnungen gemacht. Ich hätte höchstens nach Berlin fahren können. Dazu hätte ich jedoch mein Rad als Gepäckstück aufgeben müssen, was alleine schon 80 Euro gekostet hätte. Zudem hätte ich mehrere Sachen vom Rad abschrauben müssen, damit es als Gepäckstück akzeptiert worden wäre. Und dann wäre ich ja gerade einmal in Berlin!

Malmö nicht mehr weit - hier war es noch (!) einigermaßen hell

Also sah ich bald ein, dass ich weiter nach Trelleborg musste - ob ich wollte oder nicht. Es war zu dem Zeitpunkt dann bereits nach 22 Uhr, was die Sache in einer Großstadt nicht ungefährlicher und einfacher macht - vor allem, wenn man keine Stadtkarte besitzt und das Toursimus-Office bereits geschlossen hat.

Doch bald traf ich zum Glück einen Ortskundigen, der gerade mit dem Rad durch die Stadt fuhr. Er ließ mich noch wissen, was für ein Glück ich hätte, ausgerechnet ihn angesprochen zu haben, da es sich wohl nicht um das "beste und ungefährlichste Viertel der Stadt" (Zitat von ihm) handelte. Ich war nach der Aussage anfangs etwas skeptisch, zumal er eine leichte Alkoholfahne hatte, aber bald stellte sich heraus, dass er mir wirklich helfen wollte - und wie! Er zeigte und beschrieb mir den simpelsten Weg aus einer Großstadt heraus, den ich je gefahren bin. Wir fuhren gemeinsam bis zu einer Kreuzung, an der sich unsere Wege trennen sollten. Von dort aus musste ich kilometerlang einfach immer geradeaus bis Vellinge fahren, einfacher geht es nun wirklich nicht! Erst ab Vellinge wurde es dann wieder komplizierter. Im Nachhinein bin ich wahnsinnig dankbar, dass ich dem Mann begegnet bin und es tat mir etwas Leid, dass ich erst ein gewisses Misstrauen ihm gegenüber gehegt hatte. Natürlich muss man sich immer gut überlegen, wen man nachts in einer fremden Großstadt anspricht und eine gewisse Vorsicht ist ratsam, aber ich habe es mittlerweile schon des Öfteren auf Radreisen erlebt, dass mir die Menschen geholfen haben, von denen ich es nach einem ersten oberflächlichen Eindruck am wenigsten erwartet hätte.


Nachts erreichte ich Trelleborg

Von Vellinge bis Trelleborg war es anschließend hier und da nochmal kniffelig, den richtigen Weg zu finden. Doch nachts um 2 Uhr erreichte ich endlich die Stadt im Süden Schwedens (Trelleborg) - und ich war tatsächlich noch rechtzeitig, um eine Fähre zu bekommen. Diese letzte Fähre nach Travemünde fuhr um 2.30 Uhr! Nach 137,62 Kilometern war ich endlich in der Fähre und auf dem Rückweg nach Deutschland. Es waren also nochmal über 137 Kilometer am letzten Tag gewesen und ins Reisetagebuch hatte ich am Morgen scheinbar voreilig "1. Ruhetag" eingetragen - welch´ Ironie...!

Endlich in der Fähre und völlig "fährtig"

Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr legte die Fähre dann in Travemünde an und ich nahm die Bahn zurück nach Kaltenkirchen. Nun konnte ich mit dem Rad wirklich keinen Kilometer mehr fahren - erst 2 Wochen später war meine Achillessehne wieder in einem Zustand, in dem ich schmerzfrei radeln konnte.

Auch wenn ich die Tour deutlich verkürzen musste, blicke ich im Nachhinein trotz aller Schmerzen äußerst gerne auf diese 6-7 Tage zurück. Von den Skandinaviern habe ich einen äußerst positiven Eindruck gewonnen. So freundliche Leute sind mir wirklich noch in keinem anderen Land begegnet. Zudem konnte ich mich sportlich ein ums andere Mal richtig fordern. Jeden Tag mehr als 100 Kilometer gefahren, am ersten Tag sogar über 160 Kilometer zurückgelegt und insgesamt 800 Kilometer in nur 6 Tagen mit einem (inklusive Gepäck) ca. 40 Kilogramm schweren Fahrrad, obwohl mich die meiste Zeit über starke Schmerzen begleitet haben - das alles sind Zahlen, mit denen ich vom sportlichen Gesichtspunkt aus sehr zufrieden sein kann.

Für die Zukunft muss ich mir jedoch fest vornehmen, bei derartigen Schmerzen die Vernunft dem sportlichen Ehrgeiz voranzustellen und eher einen Ruhetag einzuschieben.

Freitag, 21. September 2012

Tag 5 - Geschenk in Dänemarks Hauptstadt

Obwohl ich an dem idyllischen Schlafplätzchen, das ich am Vorabend erreicht hatte, sehr gut und lange schlafen konnte, waren die Schmerzen nicht weniger geworden. Doch Kopenhagen war nicht mehr weit und so ging es für mich weiter. Kurz hinter Køge nutzte ich noch einen Mc Donalds, um unter einem Waschbecken einen meiner Strümpfe mit eiskaltem Wasser zu befeuchten, da ich hoffte, dass dies meiner Achillessehne helfen würde. Ich ging davon aus, dass es sich um eine Entzündung handelte.


In Kopenhagen

Mit für meine Verhältnisse sehr langsamen Tempo erreichte ich dann bald Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen! Hier wollte ich dann einen Punkt meiner "To-Do-Liste" abarbeiten: Ein dänisches Smørrebrød essen. Einen entsprechenden Laden zu finden, war nicht schwer und das Bezahlen noch einfacher: Die Verkäuferin wollte ihren Laden wegen Mittagspause gerade schließen, da betrat ich den Laden. Die Theke hatte sie bereits abgeräumt, doch sie holte mir aus einem Hinterzimmer noch zwei belegte Smørrebrød. Als ich fragte, was sie dafür bekäme, wollte sie kein Geld von mir.


Smørrebrød for free !

Anders als die meisten Dänen sprach die gute Frau kaum Englisch, sodass ich nicht erfuhr, warum ich nicht bezahlen musste, aber ich schätze, es hing damit zusammen, dass sie mein voll bepacktes Rad gesehen hatte und die Art des Reisens irgendwie sympathisch fand. Ich jedenfalls bedankte mich und war froh, denn Dänemark ist alles andere als günstig! Die Verkäuferin fragte sogar noch nach, ob ich noch weitere Smørrebrød wolle, aber ich wollte ihre Großzügigkeit dann auch nicht ausnutzen.






















Anschließend sammelte ich ein paar Eindrücke von Kopenhagen und verließ die Stadt dann gegen späten Nachmittag wieder. Ich hatte lange überlegt, ob ich in Kopenhagen eine Bahn zurück nach Deutschland nehmen sollte, jedoch war ich Schweden nun schon so nah, dass ich dieses Ziel noch erreichen wollte.

Da ich wusste, dass ich die Öresundbrücke nach Malmö mit dem Rad nicht befahren durfte, verließ ich Kopenhagen nördlich in Richtung Helsingør. Von dort gibt es eine Fähre, die einen nach Helsingborg (Schweden) bringt. Es gibt leider keine Möglichkeit, Schweden von Dänemark aus mit dem Rad zu erreichen, ohne die Hilfe einer Bahn oder Fähre in Anspruch zu nehmen, da die Öresundbrücke wie geschrieben für Radfahrer leider nicht freigegeben ist.


Helsingør

Helsingør erreichte ich dann am Abend nach wieder einmal mehr als 100 Tageskilometern (108,35 Kilometer) und ich suchte mir dort zum ersten und einzigen Mal auf dieser Reise einen Campingplatz. Am nächsten Tag wollte ich dann nach Schweden übersetzen.

"Promenade" von Helsingør

Sonntag, 2. September 2012

Tag 4 - Qualvolle Stunden und traumhafter Zeltplatz

Erste Pause bereits nach wenigen Kilometern

Zwar war die ca. 65 KM lange Strecke auf Lolland wie schon geschrieben sehr eben, sodass mein Fuß keine weitere, größere Belastung erfuhr, jedoch war die Entzündung der Achillessehne zu diesem Zeitpunkt bereits so weit fortgeschritten, dass jeder Tritt in die Pedale schmerzhaft war. Ich setzte mir nun das Ziel, mich noch bis Kopenhagen durchzubeißen, um dort zu entscheiden, ob ich die Tour abbrechen oder fortsetzen würde. Eventuell würde mir ja ein Ruhetag weiterhelfen und zudem wollte ich in der nächsten größeren Stadt eine Apotheke aufsuchen.

Golf - in Dänemark und Schweden weit verbreitet


Sehr angenehm war es dagegen, dass in Dänemark viele Haltebuchten von Landstraßen mit einem WC versehen sind, das dann oft auch noch über ein Waschbecken verfügt. Für Reiseradler, die wildzelten, natürlich das Optimum, denn man freut sich über jede Gelegenheit, sich mal waschen zu können.





















Blöderweise kam genau in dem Moment, als ich diese Gelegenheit nutzen wollte, eine für diese öffentliche Toilette zuständige Mitarbeiterin. Diese blieb auch noch sehr lange in ihrem Auto sitzen, ohne etwas zu tun und so wartete ich erst einmal ab und betrachtete in der Zwischenzeit meine Dänemarkkarte, um die Route weiterzuplanen. Nach einer halben Stunde verlor ich dann die Geduld und ging mit offentischtlichem Vorhaben mit Handtuch und Shampoo in der Hand in dieses Toilettenhäuschen. Auch als ich mit nassem Haar und sichtlich erfrischt wieder herauskam, saß die Frau immernoch in ihrem Auto, reagierte aber nicht. Wie man sich doch über so ein simples Waschbecken auf einer Radtour freut, ist schon witzig...


In Maribo


Wenig später erreichte ich Maribo. Im vergangenen Jahr lag das slowenische Maribor auf meiner Route. Erst Maribor, nun Maribo. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, müsste ich kommendes Jahr wohl durch den Jemen fahren, denn dort liegt Marib. Das wäre doch was...!?

In Maribo suchte ich dann noch nach einer Apotheke, in der ich mir eine Salbe gegen die Schmerzen kaufte. Ich setzte all´ meine Hoffnungen in die Salbe, jedoch bewirkte diese rein gar nichts. Wie ich später von meinem Arzt in Deutschland erfuhr, ist die Haut im Bereich der Achillessehne leider zu dick für eine Salbe.


Brücke zurück zum Auf und Ab

Bald hatte ich Lolland nach einer neuerlichen Brückenüberquerung hinter mir gelassen und schnell musste ich feststellen, dass die Strecke nun deutlich hügeliger wurde. Bis Køge erwartete mich nun der anspruchsvollste Abschnitt der diesjährigen Tour. Für jemanden mit einer Fußverletzung tödlich, doch ich hatte keine Alternative, ich musste die Zähne zusammenbeißen. Bis Kopenhagen musste ich mich auf jeden Fall noch quälen und so sammelte ich notgedrungen weitere Höhenmeter.




Bei diesem ständigen Auf und Ab blendete ich irgendwann meine Schmerzen aus und war sehr überrascht, dass ich es an diesem Tag noch bis kurz vor Køge schaffte. Ich fragte wieder einen Bauern, ob ich mein Zelt auf seinem Feld aufschlagen dürfte und auch dieses Mal erfuhr ich eine sehr nette Reaktion: Der Bauer bot mir noch Wasser an und zeigte mir eine Stelle, an der er unmittelbar zuvor Rasen gemäht hatte, sodass ich mir keine Sorgen um Zecken oder Ähnliches machen musste. Diese Stelle war direkt zwischen einem Teich und einer Art Villa oder Schloss gelegen. An Idylle kaum zu übertreffen!


Villa oder Schloss am Zeltplatz


Zelten direkt an einem kleinen Teich


















Abends dachte ich noch über die Geschehnisse des Tages nach. Hätte mir in Vordingborg jemand gesagt, dass die Strecke nun wieder hügeliger werden würde, hätte ich aufgrund der Schmerzen wohl sofort abgebrochen. Dadurch, dass ich mich nicht über die Strecke informiert hatte, ging ich diesen Abschnitt dennoch an und war am Ende doch auch sehr stolz, wie sehr ich mich quälen konnte, auch wenn ich mich zugleich fragte, wie vernünftig oder unvernünftig es war, den Fuß noch weiter zu belasten. Am Ende des Tages hatte ich 118,20 Kilometer zurückgelegt. Dass ich bis Stockholm so auf keinen Fall weitermachen durfte, war mir spätestens jetzt sehr klar geworden. Ich spürte, dass ich die Probleme nicht mit einer Salbe in den Griff kriegen würde und die Tour in Kopenhagen vielleicht bereits abbrechen müsste.

Sonnenuntergang am Schlafplatz

Donnerstag, 30. August 2012

Tag 3 - Odense und weiter nach Lolland

6 Uhr morgens - unterwegs nach Odense

Odense war nach den ersten beiden Tourtagen nicht mehr weit und so erreichte ich die Stadt trotz vieler kurzer, schmerzbedingter Pausen bereits am frühen Vormittag. Noch hoffte ich, dass die Schmerzen vielleicht im Laufe der Zeit abnehmen würden, wenn die restliche Strecke in Dänemark meinen eigentlichen Erwartungen, das Land sei komplett flach, entsprechen würde.

Odense - hier und da ganz nett, ansonsten halt eine Großstadt

Odense musste ich in südlicher Richtung verlassen, um mein nächstgrößeres Ziel Kopenhagen über Lolland erreichen zu können. Leider darf man die Storebaeltbrücke, die eine sehr viel kürzere Verbindung zwischen Odense und Kopenhagen ermöglicht hätte, mit dem Rad nicht passieren, sodass der Umweg über Lolland unvermeidbar war.

Glücklicherweise waren die ersten ca. 15 Kilometer nach dem Verlassen von Odense flach. Danach wies die Strecke jedoch wieder vermehrt kleinere, aber dafür zahlreiche Anstiege auf, sodass ich wieder einige Höhenmeter sammelte.

Auf und Ab bis Lolland

Bald machten sich dann auch die schlaflose Nacht und die Belastungen der Vortage bemerkbar, sodass ich während einer Pause auf einer Bank direkt an einer Landstraße für ca. eine halbe Stunde einschlief. Nachdem ich wieder aufgewacht war, stellte ich zufrieden fest, dass mein Rad samt aller Taschen noch da war.

Und wieder über eine Brücke

Um nach Lolland zu gelangen, musste ich anschließend noch zwei Brücken überqueren und eine kurze Strecke mit einer Fähre zurücklegen, da es anders leider nicht möglich war, die viertgrößte dänische Ostseeinsel zu erreichen. Die Suche nach dem Weg zur ersten Brücke wurde mir mal wieder durch sehr nette, hilfsbereite Dänen erleichtert.

Lolland - Felder über Felder

Lolland war glücklicherweise so flach wie ich ganz Dänemark erwartet hatte, sodass die folgenden 60-70 Kilometer sehr angenehm zu fahren waren. Doch zuvor machte ich nach wenigen Kilometern kurz hinter Sandby Halt und zeltete auf einem Feld, nachdem ich einen sehr freundlichen Bauern um Erlaubnis gefragt hatte. Auch hier erfuhr ich wieder die Gastfreundlichkeit der Skandinavier: Da der Bauer sein eigenes Feld in der Nacht bearbeiten wollte, bot er mir das Nebenfeld zum Campieren an, das einem befreundeten Landwirt gehörte. Diesen rief er noch schnell an, um nachzufragen, ob er damit einverstanden war.

Nachts war es natürlich sehr laut, da der Bauer sein Feld mit großen Maschinen direkt nebenan bearbeitete, aber nach 119 Kilometern am 3. Tag und aufgrund meines Schlafmangels schlief ich tief und fest.

Schlafplatz in der Nähe einer Kirche
Schlafplatz von der anderen Seite








       



Dienstag, 28. August 2012

Tag 2 - Auf und Ab von Strecke und Gemüt

Pause an der Ostsee

 Nach den vielen Kilometern des Vortages fühlte ich mich überraschend fit und machte in Åbenrå nur eine kürzere erste Ostseepause. Anschließend war ich etwas überrascht, dass Dänemark doch gar nicht so flach wie eine Briefmarke ist. Die zunächst kleineren "Hügel" an sich waren zwar kein großes Problem, aber die Summe machte sich nach einiger Zeit dann doch bemerkbar. Vor allem in der Region um Kolding herum war es dann schon ein anderer Schwierigkeitsgrad als am Vortag.


Zwar keine Berge, aber zahlreiche Anstiege gibt es auch in Dänemark

Das Problem, dass man Dänemark als komplett flach einschätzt, ist übrigens weit verbreitet. Eigentlich alle Reiseradler, denen ich unterwegs begegnet bin, waren überrascht, dass man in Dänemark doch häufiger "klettern" muss, als man zunächst annimmt. Das Land hat eben keine großen Gebirgszüge, weswegen man von einer einfachen, flachen Strecke ausgeht, doch einige Etappen sind dann doch ein einziges Auf und Ab. Sicherlich war es nicht so kräftezehrend wie vor zwei Jahren in Nordfrankreich, aber ich musste mich schon ordentlich abmühen, um eine gewisse Distanz zurückzulegen.


Blick bei Überquerung der Brücke über den Kleinen Belt ("Lillebaelt")


Nachdem ich den Lillebaelt überquert hatte, suchte ich mir gegen Abend an der Küste erstmal eine nette Badestelle, an der ich kurz ins Wasser ging, kochte und anschließend bei einem Bierchen einen Eintopf nur so in mich hineinschüttete. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon wieder über 100 Kilometer in den Beinen (auf einer nicht flachen Strecke), der Hunger trieb es somit nur so rein...

Nach bereits über 100 Tages-Kilometern abends am Strand - herrlich !

Nach diesem Hochgefühl, eine perfekte Badestelle genossen zu haben, lief es danach leider gar nicht mehr so gut. Die Felder der Bauern waren fast ausnahmslos noch mit Getreide versehen und jedes noch so kleine Waldstück war mit Camping-Verbotsschildern versehen, was sicheres Wildzelten schwierig machte. Auch Campingplätze begegneten mir nicht und so fuhr ich immer weiter, obwohl ich eigentlich schon merkte, dass mein Körper für die ersten beiden Tage genug gearbeitet hatte. Dann begegnete ich auch noch zwei Belgiern aus Brüssel und ich wollte es mir natürlich nicht nehmen lassen, mit den beiden ein Stück zusammen zu fahren, denn wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut (auch wenn es etwas dauerte, bis ich mein Schulenglisch wieder etwas "entstaubt" hatte).

Bald bemerkte ich jedoch, dass mein Fuß erste Signale sendete und dringend Ruhe brauchte und so nahm ich umgehend den nächst besten Schlafplatz, der auch nur im Ansatz sicher wirkte, obwohl ich die beiden Belgier zu gerne noch bis Odense begleitet hätte. Als ich dann endlich meinen Schlafplatz gefunden hatte, musste ich jedoch bald einsehen, dass dieser wohl der schlechteste und unruhigste war, den ich auf meinen Touren bisher genutzt hatte. Mit der Autobahn gleich um die Ecke konnte ich noch leben, doch kurze Zeit später bemerkte ich, dass hinter dem Hügel, den der Acker, auf dem ich schlief, aufwies, der Bauer arbeitete. Fast direkt neben mir befand sich ein großer Container (von dem ich mir zunächst Sichtschutz von der Straße aus erhofft hatte), sodass ich befürchten musste, dass der Bauer irgendwann abends vielleicht noch zu dem Container fahren würde. Ob er mich in der Nacht dann vielleicht übersehen würde? Ich beschloss daher, mich auszuruhen, ohne dabei einzuschlafen.

Schlaflos in ... irgendwo in der Nähe von Andebølle

 Kurze Zeit später bemerkte ich dann noch, dass sich um die Ecke eine Disco befand oder eine Feier stattfand - auch das ließ mich nicht wirklich zur Ruhe kommen. Und so verbrachte ich zirka fünf Stunden bis zum Morgengrauen auf dem Feld und war lediglich für ca. 20 Minuten richtig eingeschlafen. Auf das Aufbauen des Zeltes hatte ich gleich verzichtet, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erregen - zum Glück regnete es nicht, sodass Isomatte und Schlafsack ausreichten.

Diese quasi schlaflose Nacht führte dann leider dazu, dass ich eigentlich gar nicht regenerieren konnte, obwohl ich an den ersten beiden Tagen bereits über 300 Kilometer zurückgelegt hatte (1. Tag 163,82 KM + 2. Tag 140,02 KM). Die Folge war dann leider, dass die Schmerzen im Laufe des 3. Tages stärker wurden und letztendlich zu meiner stark geschwollenen und entzündeten Achillessehne führten, wegen der ich die Tour vier Tage später verkürzen musste. Im Nachhinein betrachtet war es leichtsinnig zu glauben, dass ich die Schmerzen im Laufe der Tour mit einer Salbe in den Griff bekommen würde. Ich hatte die Auswirkungen der Schmerzen leider unterschätzt.

Dennoch quälte ich mich an den folgenden 4 Tagen noch bis Trelleborg und legte weitere 500 Kilometer zurück. Die Berichte dazu folgen in den nächsten Tagen...

Im Morgengrauen verließ ich die ungeeignete Schlafstelle

Sonntag, 26. August 2012

Tag 1 - Am ersten Tag über die dänische Grenze


Tradition! Wie immer: Start am Waldspielplatz in Kaltenkirchen

Da sich der erste Tag hauptsächlich in Norddeutschland und in Regionen abspielte, die ich bereits kannte, war dieser natürlich nicht ganz so aufregend und interessant wie die vielen Tage, die ich mittlerweile schon in fremden Ländern radeln durfte.


Dennoch war es herrlich, wieder unterwegs zu sein, abzuschalten und den Alltagsstress hinter sich zu lassen. Das Wetter stimmte ebenfalls, Sonnenschein und perfekte Temperaturen zum Radfahren.


Durch den Tunnel unterhalb des Nord-Ostsee-Kanals (Rendsburg)

Da ich jedoch erst um 10.30 Uhr starten konnte, ging ich davon aus, die dänische Grenze entgegen meiner Planung nicht am 1. Tourtag zu erreichen. Doch ich kam gut voran und der sportliche Ehrgeiz hatte mich schnell gepackt, sodass ich es dennoch versuchte und abends tatsächlich die Grenze in Flensburg überquerte.


Die letzten Kilometer in Deutschland
Grenzroute




















Nach einigen Kilometern in Dänemark suchte ich mir dann einen geeigneten Schlafplatz und fand nach stolzen 163,82 Kilometern einen ruhigen, von einer größeren Straße etwas abgelegenen Platz zwischen ein paar Bäumen und Büschen. Nach einem Jahr endlich mal wieder Wildzelten...herrlich - auch wenn ein bisschen Unsicherheit natürlich noch vorhanden war.

Neuer persönlicher Rekord: 163,82 KM an einem Tag mit einem 40-Kilo-Fahrrad

In der Nacht raschelte es immer wieder im Gebüsch und irgendein Tier schleckte an meinem Zelt, als ich kurz vorm Einschlafen war, aber insgesamt war es dennoch eine ruhige Nacht, in der ich gut regenerieren konnte. Ganz anders sollte die folgende Nacht werden, aber dazu in Kürze mehr!

Der erste Schlafplatz

Donnerstag, 23. August 2012

Tour verkürzt

Arztbesuch hinter mich gebracht

 Aufgrund einer entzündeten Achillessehne musste ich die Tour leider verkürzen. Von Helsingborg aus bin ich daher nach Trelleborg gefahren, um von dort eine Fähre nach Deutschland zu nehmen. Nach dem ersten Auftreten der Schmerzen habe ich noch ca. 500 Kilometer lang versucht, mich durchzubeißen, musste dann jedoch einsehen, dass ich so lediglich einen Langzeitschaden riskiere.

Als Grund für die Verletzung mache ich eine nahezu schlaflose Nacht nach dem 2. Tourtag aus. Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits über 300 Kilometer zurückgelegt und dann leider einen äußerst ungünstigen "Schlaf"platz kurz vor Odense erwischt (später dazu mehr, wenn ich von den einzelnen Tourtagen berichte). Regeneration war in der Nacht leider kaum möglich und so nahm das Unheil dann seinen Lauf.

Es ist äußerst schade; gerne hätte ich noch mehr von Schweden gesehen, aber dennoch war es eine tolle, ereignisreiche Woche, in der ich vielen sehr netten Menschen begegnet bin. So freundliche Leute wie in Skandinavien habe ich bisher noch nicht erlebt! Und fast 800 Kilometer mit einem 40 Kilogramm schweren Rad innerhalb von nur 6 Tagen ist doch auch eine stolze Leistung...

Berichte der einzelnen Tage folgen dann in Kürze... 

Farväl, Sverige ! Ich komme wieder, ganz bestimmt !

Freitag, 17. August 2012

Es geht los - ENDLICH !!

Jetzt wieder 3 Wochen Freiheit erLEBEN !


Was freu´ ich mich, den ganzen Alltagsstress endlich wieder hinter mir lassen zu können. Es geht also los ! Ich hoffe, dass mein Rücken die körperlichen Anstrengungen mitmachen wird und dass es eine erneute Tour voller positiver Erfahrungen wird.

Ich werde voraussichtlich erst nach der Tour hier berichten, da ich ehrlich gesagt so wenig Zeit wie möglich in Internet Cafes verbringen möchte. Eventuell gibt es hier oder da mal einen kleinen Zwischenstand; ansonsten heißt es ca. 3 Wochen gedulden, bis ich zurück bin ;-)

Dienstag, 14. August 2012

Tourstart auf Freitag verschoben

Der Plan sieht nun so aus, dass ich heute (14.08.) nochmal eine Teststrecke mit Gepäck absolvieren werde, um sicherzugehen, dass ich auch einigermaßen schmerzfrei fahren kann. Der morgige Mittwoch dient dann der Regeneration und am Freitag kann ich dann hoffentlich starten.

Rad ist startklar - der neue Tacho sitzt nun auch

Mittwoch, 8. August 2012

Tourstart für Dienstag geplant

Die Rückenschmerzen sind etwas zurückgegangen und so hoffe ich, dass ich am kommenden Dienstag (14. August) starten kann. Ob ich die Tour dann wie geplant durchziehen können werde, bleibt abzuwarten, aber versuchen möchte ich es auf jeden Fall - notfalls an den ersten Tagen mit Hilfe von Schmerztabletten. Und ansonsten zählt zur Zeit der Olympischen Spiele ja eh nur eines: "Dabei sein ist alles" - und wie weit ich dann komme, werde ich ja sehen.

In wenigen Tagen soll es losgehen... !