Freitag, 21. September 2012

Tag 5 - Geschenk in Dänemarks Hauptstadt

Obwohl ich an dem idyllischen Schlafplätzchen, das ich am Vorabend erreicht hatte, sehr gut und lange schlafen konnte, waren die Schmerzen nicht weniger geworden. Doch Kopenhagen war nicht mehr weit und so ging es für mich weiter. Kurz hinter Køge nutzte ich noch einen Mc Donalds, um unter einem Waschbecken einen meiner Strümpfe mit eiskaltem Wasser zu befeuchten, da ich hoffte, dass dies meiner Achillessehne helfen würde. Ich ging davon aus, dass es sich um eine Entzündung handelte.


In Kopenhagen

Mit für meine Verhältnisse sehr langsamen Tempo erreichte ich dann bald Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen! Hier wollte ich dann einen Punkt meiner "To-Do-Liste" abarbeiten: Ein dänisches Smørrebrød essen. Einen entsprechenden Laden zu finden, war nicht schwer und das Bezahlen noch einfacher: Die Verkäuferin wollte ihren Laden wegen Mittagspause gerade schließen, da betrat ich den Laden. Die Theke hatte sie bereits abgeräumt, doch sie holte mir aus einem Hinterzimmer noch zwei belegte Smørrebrød. Als ich fragte, was sie dafür bekäme, wollte sie kein Geld von mir.


Smørrebrød for free !

Anders als die meisten Dänen sprach die gute Frau kaum Englisch, sodass ich nicht erfuhr, warum ich nicht bezahlen musste, aber ich schätze, es hing damit zusammen, dass sie mein voll bepacktes Rad gesehen hatte und die Art des Reisens irgendwie sympathisch fand. Ich jedenfalls bedankte mich und war froh, denn Dänemark ist alles andere als günstig! Die Verkäuferin fragte sogar noch nach, ob ich noch weitere Smørrebrød wolle, aber ich wollte ihre Großzügigkeit dann auch nicht ausnutzen.






















Anschließend sammelte ich ein paar Eindrücke von Kopenhagen und verließ die Stadt dann gegen späten Nachmittag wieder. Ich hatte lange überlegt, ob ich in Kopenhagen eine Bahn zurück nach Deutschland nehmen sollte, jedoch war ich Schweden nun schon so nah, dass ich dieses Ziel noch erreichen wollte.

Da ich wusste, dass ich die Öresundbrücke nach Malmö mit dem Rad nicht befahren durfte, verließ ich Kopenhagen nördlich in Richtung Helsingør. Von dort gibt es eine Fähre, die einen nach Helsingborg (Schweden) bringt. Es gibt leider keine Möglichkeit, Schweden von Dänemark aus mit dem Rad zu erreichen, ohne die Hilfe einer Bahn oder Fähre in Anspruch zu nehmen, da die Öresundbrücke wie geschrieben für Radfahrer leider nicht freigegeben ist.


Helsingør

Helsingør erreichte ich dann am Abend nach wieder einmal mehr als 100 Tageskilometern (108,35 Kilometer) und ich suchte mir dort zum ersten und einzigen Mal auf dieser Reise einen Campingplatz. Am nächsten Tag wollte ich dann nach Schweden übersetzen.

"Promenade" von Helsingør

Sonntag, 2. September 2012

Tag 4 - Qualvolle Stunden und traumhafter Zeltplatz

Erste Pause bereits nach wenigen Kilometern

Zwar war die ca. 65 KM lange Strecke auf Lolland wie schon geschrieben sehr eben, sodass mein Fuß keine weitere, größere Belastung erfuhr, jedoch war die Entzündung der Achillessehne zu diesem Zeitpunkt bereits so weit fortgeschritten, dass jeder Tritt in die Pedale schmerzhaft war. Ich setzte mir nun das Ziel, mich noch bis Kopenhagen durchzubeißen, um dort zu entscheiden, ob ich die Tour abbrechen oder fortsetzen würde. Eventuell würde mir ja ein Ruhetag weiterhelfen und zudem wollte ich in der nächsten größeren Stadt eine Apotheke aufsuchen.

Golf - in Dänemark und Schweden weit verbreitet


Sehr angenehm war es dagegen, dass in Dänemark viele Haltebuchten von Landstraßen mit einem WC versehen sind, das dann oft auch noch über ein Waschbecken verfügt. Für Reiseradler, die wildzelten, natürlich das Optimum, denn man freut sich über jede Gelegenheit, sich mal waschen zu können.





















Blöderweise kam genau in dem Moment, als ich diese Gelegenheit nutzen wollte, eine für diese öffentliche Toilette zuständige Mitarbeiterin. Diese blieb auch noch sehr lange in ihrem Auto sitzen, ohne etwas zu tun und so wartete ich erst einmal ab und betrachtete in der Zwischenzeit meine Dänemarkkarte, um die Route weiterzuplanen. Nach einer halben Stunde verlor ich dann die Geduld und ging mit offentischtlichem Vorhaben mit Handtuch und Shampoo in der Hand in dieses Toilettenhäuschen. Auch als ich mit nassem Haar und sichtlich erfrischt wieder herauskam, saß die Frau immernoch in ihrem Auto, reagierte aber nicht. Wie man sich doch über so ein simples Waschbecken auf einer Radtour freut, ist schon witzig...


In Maribo


Wenig später erreichte ich Maribo. Im vergangenen Jahr lag das slowenische Maribor auf meiner Route. Erst Maribor, nun Maribo. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, müsste ich kommendes Jahr wohl durch den Jemen fahren, denn dort liegt Marib. Das wäre doch was...!?

In Maribo suchte ich dann noch nach einer Apotheke, in der ich mir eine Salbe gegen die Schmerzen kaufte. Ich setzte all´ meine Hoffnungen in die Salbe, jedoch bewirkte diese rein gar nichts. Wie ich später von meinem Arzt in Deutschland erfuhr, ist die Haut im Bereich der Achillessehne leider zu dick für eine Salbe.


Brücke zurück zum Auf und Ab

Bald hatte ich Lolland nach einer neuerlichen Brückenüberquerung hinter mir gelassen und schnell musste ich feststellen, dass die Strecke nun deutlich hügeliger wurde. Bis Køge erwartete mich nun der anspruchsvollste Abschnitt der diesjährigen Tour. Für jemanden mit einer Fußverletzung tödlich, doch ich hatte keine Alternative, ich musste die Zähne zusammenbeißen. Bis Kopenhagen musste ich mich auf jeden Fall noch quälen und so sammelte ich notgedrungen weitere Höhenmeter.




Bei diesem ständigen Auf und Ab blendete ich irgendwann meine Schmerzen aus und war sehr überrascht, dass ich es an diesem Tag noch bis kurz vor Køge schaffte. Ich fragte wieder einen Bauern, ob ich mein Zelt auf seinem Feld aufschlagen dürfte und auch dieses Mal erfuhr ich eine sehr nette Reaktion: Der Bauer bot mir noch Wasser an und zeigte mir eine Stelle, an der er unmittelbar zuvor Rasen gemäht hatte, sodass ich mir keine Sorgen um Zecken oder Ähnliches machen musste. Diese Stelle war direkt zwischen einem Teich und einer Art Villa oder Schloss gelegen. An Idylle kaum zu übertreffen!


Villa oder Schloss am Zeltplatz


Zelten direkt an einem kleinen Teich


















Abends dachte ich noch über die Geschehnisse des Tages nach. Hätte mir in Vordingborg jemand gesagt, dass die Strecke nun wieder hügeliger werden würde, hätte ich aufgrund der Schmerzen wohl sofort abgebrochen. Dadurch, dass ich mich nicht über die Strecke informiert hatte, ging ich diesen Abschnitt dennoch an und war am Ende doch auch sehr stolz, wie sehr ich mich quälen konnte, auch wenn ich mich zugleich fragte, wie vernünftig oder unvernünftig es war, den Fuß noch weiter zu belasten. Am Ende des Tages hatte ich 118,20 Kilometer zurückgelegt. Dass ich bis Stockholm so auf keinen Fall weitermachen durfte, war mir spätestens jetzt sehr klar geworden. Ich spürte, dass ich die Probleme nicht mit einer Salbe in den Griff kriegen würde und die Tour in Kopenhagen vielleicht bereits abbrechen müsste.

Sonnenuntergang am Schlafplatz