Sonntag, 29. September 2013

Tag 8: Auf zur nächsten Grenze !

GENUA-TOUR 2013


22.08.2013 -- TAG 8
"Au revoir" et "Bonjour" - weiter nach Frankreich !


Die letzten Kilometer in Luxemburg
Am 8. Tag sollte ich Luxemburg dann auch bereits wieder verlassen. Ich ließ Wasserbillig sowie Grevenmacher hinter mir, passierte Schengen, das durch das "Schengen-Abkommen" ein Begriff sein dürfte und stand dann bereits vor dem Schild "FRANCE"...



Kurz nach Überschreiten der Grenze verfuhr ich mich direkt. Es lag allerdings nicht an schlechter Beschilderung oder Ähnlichem, sondern es war zu 100% selbstverschuldet, so ehrlich muss ich sein. Kurz vor einem Supermarkt hatte mir ein Schild den richtigen Weg gewiesen, ich hatte das beim Einkaufen leider völlig vergessen und fuhr auf eine Straße, die zwar tendentiell die richtige Richtung einschlug, jedoch bald endete, sodass ich anschließend in einen Weg einbiegen musste, der eigentlich keiner war. Eine Art Schleichweg - ich wusste nicht, wo dieser hinführen würde oder ob dieser vielleicht irgendwo einfach enden würde, doch ich riskierte es. Bald lauerten überall Pfützen auf mich, teilweise musste ich schieben, da Fahren auf dem Untergrund und dem völlig natur-überwucherten Weg nicht möglich war. Nervlich angespannt verbrachte ich ca. 1 Stunde damit, irgendwie einen Weg zurück zu einer Straße zu finden und das gelang mir dann auch. Ich nahm mir anschließend vor, auf den nächsten Kilometern den Schildern peinlich-genau zu folgen.

Das war noch das beste Teilstück des Schleichweges
Und so sahen meine Schuhe danach aus



















Danach sollte es aber besser werden und ich kam noch in den Genuss französischer Gastfreundschaft. In Thionville fragte ich einen Polizisten nach dem Weg zur Tourismus-Info. Die meisten Menschen erklären einem den Weg, er aber begleitete mich bis zur Tourismus-Info. Zu meiner großen Überraschung sprach er sogar Deutsch! Ich fragte mich, ob sich in Frankreich seit meinem letzten Aufenthalt (im Jahr 2010) so viel geändert haben könnte, dass jetzt mehr Leute Fremdsprachen beherrschen.




In den folgenden Tagen wurde mir aber schnell klar, dass sich in der Hinsicht nicht viel getan hat. Ein kleiner Exkurs zum Thema Franzosen & Fremdsprachen: Auf meinen Radtouren habe ich inzwischen einige Wochen in Frankreich verbracht und die Frage, warum die Franzosen nur ihre eigene Sprache sprechen wollen, wird mir immer wieder gestellt. Meiner Erfahrung nach sprechen die meisten Franzosen nach wie vor wenig bis gar kein Englisch. Vielen ist es suspekt, dass sich ein großer Teil der Franzosen Fremdsprachen komplett verweigert. Ich habe es mit der Zeit zu respektieren gelernt - andere Länder, andere Mentalitäten! Die Franzosen sind eben sehr stolz auf ihre Sprache! Es ist aber nicht so, dass man ohne Französisch komplett aufgeschmissen wäre. Wenn man ein paar Basics beherrscht, kommt man schon sehr weit. Das A und O ist eine freundliche Begrüßung ("Bonjour"), dabei ein Lächeln. Danach muss man nur noch irgendwie rüberbringen, was man will ... in meinem Fall waren das meistens Wegbeschreibungen. Wenn man versucht, Französisch zu sprechen, sind die Franzosen unglaublich hilfsbereit. Oft habe ich einen Großteil der Antworten nicht verstanden; die meisten Franzosen sind aber sehr geduldig, erklären den Weg nochmal in anderen Worten, teilweise holen sie sogar ein paar englische Wörter, die sie dann doch kennen, hervor und selbst wenn das nicht der Fall ist, dann erhält man aus der Antwort auf Französisch auch Informationen, die einem weiterhelfen. Oftmals sagen die Gesten des Gegenübers schon genug aus und Wörter, die man nicht kennt, werden umschrieben (Ampel = "rouge, jaune, vert"). Man kommt mit wenig Französisch-Kenntnissen wirklich schon sehr weit. Meistens hat man die Sympathie des Gegenübers bereits gewonnen, wenn man sich  am Anfang des Gesprächs auf Französisch dafür entschuldigt, dass man nicht gut Französisch spricht. Die Franzosen wirken zunächst vielleicht distanziert, weil sie keine Fans von Fremdsprachen sind. Wenn man es auf Französisch versucht, sind die Franzosen unheimlich gastfreundlich und hilfsbereit - ich habe mich in Frankreich jedenfalls sehr wohl gefühlt und ich kehre gerne eines Tages erneut dorthin zurück!




Nach diesem Exkurs zurück zum 8. Tourtag: Nachdem ich die Tourismus Info in Thionville verlassen hatte, machte ich mich auf den Weg nach Metz. Die Großstadt passierte ich jedoch, ohne wirklich hineinzufahren, da ich heute keine Lust auf eine größere Stadt hatte. Als ich an einer Stelle nach dem richtigen Weg fragen musste, da ich ein Straßenschild nicht verstand, erfuhr ich erneut die große Hilfsbereitschaft der Franzosen! Ein Franzose, der auf dem Rad unterwegs war und eigentlich in eine andere Richtung musste, begleitete mich 20 Kilometer, da die Beschilderung auf dem Teilstück seines Erachtens nach nicht so gut war. Da er die 20 Kilometer anschließend wieder zurückfahren musste, machte das für ihn einen Umweg von 40 Kilometern aus. Für ihn schien es eine Selbstverständlichkeit zu sein! Solche hilfsbereiten Menschen trifft man auch nicht überall!

Pont-à-Mousson
Es folgten ein paar Anstiege, bis ich in Pont-à-Mousson eintraf. In der Hoffnung, weitere Anstiege vermeiden zu können, fragte ich mehrmals nach, auf welcher Seite der Mosel ich weiterfahren solle. Als ich einen Angler sah, dessen Auto ein Koblenzer Kennzeichen aufwies, freute ich mich: "Der müsste mir doch weiterhelfen können und dann noch auf Deutsch!", dachte ich. Doch Pustekuchen! Der Mann war entweder völlig verwirrt oder stand unter dem Einfluss irgendwelcher skurriler Drogen. Auf meine Frage, welches der beste Weg nach Toul sei, antwortete er mit einer Gegenfrage: "Mann mit Frau?" Ich wiederholte meine Frage, er wiederholte seine - er wurde schon deutlich aggressiver, sodass ich das Weite suchte.


Der erste Schlafplatz in Frankreich

Abends komplettierte ich nach 142,77 Tageskilometern die ersten 1.000 Kilometer der Tour und ich campierte auf einem Feld irgendwo zwischen Pont-à-Mousson und Toul. Da der Tag recht sonnig war und auch der Wetterbericht für die Nacht vielversprechend klang, schlief ich erneut ohne Zelt. Die Nacht war trocken und nicht besonders kalt - dieses Mal hatte ich richtig spekuliert!