Donnerstag, 10. Oktober 2013

Tage 15-17: Hallo Mittelmeer, mein guter Freund !

GENUA-TOUR 2013


TAGE 15 - 17
Zum Mittelmeer !


29.08.2013 -- TAG 15
Bei schönem Wetter weiter Richtung Süden

La Voulte-sur-Rhône
Inzwischen war ich endlich südlich genug, um sicher sein zu können, dass das Wetter beständig bleiben würde. So war die Weiterfahrt, größtenteils entlang der Rhône, sehr angenehm. Kurz hinter Valence war eine Stelle leider nicht klar ausgeschildert, weswegen ich ein paar Kilometer auf einer suboptimalen Strecke zurücklegte, aber bald war alles wieder klar.


Leider setzten im Laufe des 15. Tages Knieschmerzen ein, die mich auch in den nächsten 7 Tagen noch begleiten sollten, teilweise sogar recht heftig wurden (vor allem später an der Côte d´Azur). Ich machte daher längere Pausen als gewohnt und ich schloss den 15. Tag - wie auch die Folgetage - früher als sonst ab; immer in der Hoffnung, dass das Knie so schneller genesen würde. Doch die Etappen wurden fortan deutlich anstiegreicher, sodass die Schmerzen blieben.


30.08.2013 -- TAG 16
Durch Avignon hindurch
und 
das Mittelmeer bereits vor dem inneren Auge

Auf dem Weg nach Châteauneuf-Du-Pape: Forteresse de Mornas
Am 16. Tag stand eine sehr schöne Stadt auf dem Programm: Avignon! Ich wählte die Strecke über Châteauneuf-Du-Pape, um Avignon zu erreichen, da mir eine Frau auf dem Campingplatz in Mondragon am Vorabend die Route empfohlen hatte.


Es warteten einige Anstiege auf mich, doch die Gegend war sehenswert und so bereute ich es nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Gegen Mittag erreichte ich dann auch bereits Avignon, obwohl es schwer war, die Stadt zu erreichen. Aus meiner Richtung "strandete" ich beim ersten Versuch auf einer Autostraße. Ich fragte einen netten Franzosen um Rat, er schlug mir eine alternative Route vor, die etwas später jedoch ebenfalls auf einer Autostraße endete. Nun wurde es mir zu bunt. Es konnten nicht mehr so viele Kilometer bis Avignon sein und wenn einem als Radfahrer keine ordentlichen Straßen angeboten werden, dann muss man halt in den sauren Apfel beißen und auf einer Autobahn fahren.

Ich beeilte mich, um Ärger zu vermeiden, musste auf dem Seitenstreifen der Autobahn immer wieder Scherben ausweichen und erreichte dann zum Glück bald und unbeschadet Avignon! Die Stadt war klasse, ein Internet Cafe fand ich auch endlich, sodass ich mich erstmals während der Tour auf meinem Blog zu Wort melden konnte.

AVIGNON - sehenswert !!
Anschließend fuhr ich bei weiterhin schönem Wetter Richtung Marseille! Ich freute mich nun auf das Mittelmeer, auf Strände, schönes Wetter und gemütliche Fahrt entlang der schönen Côte d´Azur! Vor dem inneren Auge sah das schon alles herrlich aus! Doch zunächst machte ich in der Nähe von Salon de Provence Halt und nächtigte dort - die Vorfreude auf das Mittelmeer war kaum noch zu zügeln!

31.08.2013 -- TAG 17
Überraschung:
Gleich zu Beginn geht es hohe Klippen hinauf !


Der 17. Tag begann nicht besonders gut. Auf dem Campingplatz in der Nähe von Salon de Provence betrachtete ich zusammen mit dem Campingplatz-Inhaber eine Karte, auf der ich nach dem besten Weg nach Marseille schaute. Bald bewahrheitete sich seine Prophezeiung, dass es mit dem Fahrrad schwierig werden dürfte, einen geeigneten Weg zu finden.

Auf der Karte mündeten alle Wege, die von Salon de Provence aus nach Marseille führten, in Autostraßen. Ich fragte daher in der Office du Tourisme in Salon de Provence nach alternativen Strecken. Die sehr hilfsbereite Frau bestätigte jedoch, dass es mit dem Fahrrad sehr unangenehm und teilweise gefährlich werden dürfte, da auch sie nur Strecken kannte, die in Autostraßen mündeten. Sie sagte mir noch, dass sie die Autobahn selbst häufig befährt und dass der Seitenstreifen nicht gerade gigantisch groß sei. Die einzige sichere Variante wäre, über Aix-en-Provence und Aubagne zu fahren, doch das wäre ein sehr großer Umweg gewesen. Ansonsten wüsste sie keinen geeigneten Weg für mich - auch die Karten, die sie vorrätig hatte, wiesen keine Alternativstrecke aus.

Bahnhof in Salon de Provence
Ich befolgte daher den Rat der Frau aus der Tourismus Office und nahm von Salon de Provence die Bahn nach Marseille. Normalerweise versuche ich auf Radtouren auf Hilfsmittel zu verzichten. In dieser Situation hatte ich jedoch keine Lust, einen größeren Umweg in Kauf nehmen zu müssen, nur weil es keine direkte Route für Radfahrer gibt. Am Vortag hatte ich bereits eine Autobahn befahren, um Avignon zu erreichen - das wollte ich jetzt nicht wiederholen! Da ich normalerweise versuche, auf Hilfsmittel komplett zu verzichten, kostete es mich Bedenkzeit und Überwindung, ehe ich mich für die Bahnfahrt entschied. Ich denke aber, dass es die richtige Entscheidung war und ich sagte mir, dass ich zur Flussüberquerung auch Fähren in Anspruch nehme. Und wenn man einen Ort erreicht, in dem einem selbst in der Tourismus Office eine Angestellte keinen Weg nennen kann, den man mit dem Rad befahren kann, dann ist die Inanspruchnahme einer Bahn, um Autostraßen auszuweichen ähnlich einer Fährfahrt, um einen Fluss zu überqueren. Bald hatte ich mit meiner Entscheidung Frieden geschlossen und war glücklich, als ich in Marseille eintraf. Die Bahnfahrt soll dennoch eine absolute Ausnahme auf Radtouren bleiben!

Marseille
Ich brauchte dann nicht lange, um den Weg zum Mittelmeer zu finden.


Das Wetter war herrlich, Badestellen waren alles andere als Mangelware - traumhaft! Ich freute mich und ging davon aus, dass es in der Region um Marseille flach sein würde. Schon bald sollte ich mal wieder bereuen, dass ich in diesem Jahr so spontan und ohne große Planung aufgebrochen war; denn von Marseille bis Cassis ging es bergauf - und wie!

Eben noch da unten am Meer, nach dem Anstieg mehr als 300 Meter über Meeresspiegel
Am Folgetag sagte mir ein Angestellter in der Office du Tourisme in La Ciotat, dass es sich bei den Klippen zwischen Marseille und La Ciotat sogar um die höchsten Klippen Frankreichs und um eine der höchsten Steilküsten Europas handelte. Das erklärte sicherlich auch, warum mich während des Anstiegs bis Cassis zahlreiche Autofahrer und Personen auf Motorrollern anfeuerten. Die Knieschmerzen blendete ich irgendwann (ca. nach einem Viertel des Anstiegs nach Cassis) aus. Der Ausblick auf Marseille, Cassis und das Mittelmeer war traumhaft, sodass der Anstieg sowie die Abfahrt trotz Temperaturen von ca. 37 Grad Celsius einen Heidenspaß machten!


Auf dem Campingplatz in Cassis war ich dann einfach nur glücklich! Meine Freude über das Erreichen des Mittelmeers und das Bezwingen des Anstiegs nach Cassis wurde am Abend noch perfekt gemacht, als ich erfuhr, dass der HSV mit 4:0 gegen Braunschweig gewonnen hatte. Direkt neben mir zeltete ein holländisches Paar, das bereits seit einem halben Jahr mit Rädern durch Europa tourte und bald von Madrid nach Südamerika fliegen wollte, um auch dort diverse Länder auf dem Fahrrad zu bereisen. Wir unterhielten uns eine ganze Zeit und tauschten unsere Erfahrungen aus - es war wieder eine Begegnung, die ich so schnell nicht vergessen werde! Fazit Tag 17: Wieder um einige wertvolle Erinnerungen reicher!

Hier noch ein kurzes Video von einer Abfahrt, bei der ich ohne in die Pedale zu treten an der 50 km/h-Grenze knabberte: